" Was bleibt, wenn wir alles hinter uns lassen?
Sicherheiten, Routinen, der Komfort eines geregelten Lebens – all das gibt uns das Gefühl von Kontrolle. Doch ist es nicht genau diese Kontrolle, die uns lähmt? Wir haben uns daran gewöhnt, unser Leben in festen Bahnen zu führen, ohne je zu hinterfragen, wohin diese Bahnen uns eigentlich führen. Wer sind wir wirklich, wenn wir alles loslassen?
Für mich war der radikale Bruch mit dem vermeintlich „Sicheren“ kein Sprung ins Ungewisse, sondern eine Befreiung. Indem ich mich der Kunst verschrieb, begann ich nicht nur, die Welt um mich herum, sondern auch mich selbst neu zu formen. Meine Werke sind keine Antworten – sie sind Fragen. Fragen, die provozieren. Fragen, die reflektieren. Fragen, die du dir selbst stellen musst.
In meinen keramischen Arbeiten begegnet dir der Ton in einer urtümlichen Form. Er ist wild, formbar, lebendig. Was entsteht, ist kein Produkt, sondern ein Prozess – eine organische Struktur, die deine Augen verführt und deine Hände nach der Berührung sehnen lässt. Was siehst du? Eine Gestalt, eine Emotion, eine Ahnung? Keine Ahnung? Vielleicht erkennst du dich selbst darin, vielleicht etwas, das du längst vergessen hast. Außen schwarz innen Gold!
Der Stahl, den ich bearbeite, erzählt eine andere Geschichte. Er ist hart, unnachgiebig, ein Material, das Widerstand leistet – wie die Welt, in der wir leben. Doch in seinen Kanten und Kurven liegt Bewegung, Leichtigkeit, eine ungeahnte Weichheit aber auch Verletzlichkeit. Ist das nicht eine Art Spiegel unserer Existenz? Hart nach außen, fragil im Inneren.
Und dann die digitale Kunst – ein Medium, das oft als kalt und seelenlos verschrien wird. Doch ich benutze es, um das Gegenteil zu beweisen. Mit jedem Strich auf dem Bildschirm entsteht etwas, das die Grenzen zwischen Mensch und Maschine, Tradition und Moderne, Realität und Illusion auflöst. Es ist ein Spiel mit der Zeit, ein Versuch, das Unfassbare greifbar zu machen.
Die Acryl- und Ölmalerei ist für mich wie ein Gespräch mit der Zeit. Acryl – schnell, ungeduldig, pulsierend – fordert Entscheidungen im Moment. Öl hingegen verlangt Geduld, Hingabe und die Bereitschaft, in Schichten zu denken. Beide Techniken sind ein Spiel der Gegensätze, wie Licht und Schatten, Ordnung und Chaos, Harmonie und Bruch. Meine Leinwände erzählen Geschichten, die oft keine Helden haben, sondern Fragen stellen. Jeder Schwung mit dem Rakel ist ein Konflikt und eine Versöhnung zugleich. Die Farben – mal wild und aufbrausend, mal leise und introspektiv – sind wie Emotionen, die wir oft nicht auszusprechen wagen.
Meine Kunst ist kein Konsumgut. Sie fordert dich heraus. Sie fragt dich, warum du tust, was du tust. Sie stellt deine Wahrheiten in Frage und fordert dich auf, neu zu denken. Warum folgen wir den gleichen Mustern, die uns immer wieder zerstören? Warum akzeptieren wir das Offensichtliche, ohne es zu hinterfragen?
Vielleicht wirst du dich in meinen Werken verlieren. Vielleicht wirst du sie nicht verstehen. Vielleicht wirst du dich ärgern, vielleicht wirst du weinen. Doch eines verspreche ich dir:
Du wirst nicht gleichgültig bleiben.
Am Ende ist es nicht meine Kunst, die spricht. Es bist du.
SMFA -
Sebastian (Maximilian Florian) Anzinger,
ist ein abstrakter Künstler aus Deutschland und im Jahre 1988 in München geboren.
Schon früh entschied sich Sebastian lieber für eine Musikkarriere, als die Zeit mit Lehrbüchern zu verbringen. Somit stand er schon in jungen Jahren, national und international in verschiedensten Clubs an den Turntables. Folglich entstanden Soloprojekte und Produktionen, die er auf seinem eigenen Musiklabel veröffentlichte und bereits in Ausstellungen in Verbindung mit Kunst und Tanz präsentieren durfte.
Nach seiner Weltreise im Jahre 2012, veränderten sich Ansicht und Bezug zum Leben und schließlich zu sich selbst. Das Eintauchen in Kunst und der ausdrucksstarken Malerei fand SMFA im Jahre 2018. Durch Erfahrungen in aller Welt, im Leben mit anderen Kulturen und der Vielfalt des Lebens überhaupt, konnte er seiner Kunst eine Richtung weisen.
Seine packende, lang erwartete Ausstellung 'Blickdicht im Notre Dame', wo neben Ölgemälden im Mittel- und Großformat auch digitale Werke ausgestellt wurden, fand im Jahre 2022 in Eichstätt statt.